Kohlenkirche - Zechenhaus: Der Zerfall der Kohlenkirche
Die Kohlenkirche zerfällt immer mehr. - Stand: Februar 2019
Eine Schönheit stirbt
Die Kohlenkirche in Stadthagen galt wegen ihrer Bauart im luxuriösen Jugendstil deutschlandweit als einzigartig. Hinzu kam, dass erstmalig
Kohlenzeche und Verwaltung in einem Gebäude vorhanden waren. Neu war auch zur damaligen Zeit, dass den Steigern und Mannschaften Badewannen und Duschen
zur Verfügung standen.
Nach der Schließung des Kohlebergwerks 1960 wurde die Kohlenkirche, die bis heute unter Denkmalschutz steht, in einer
Nacht-und-Nebel-Aktion ausgeräumt und einfach ihrem Schicksal überlassen. Alle Versuche, die Kohlenkirche zu retten,
scheiterten bisher aus Geldgründen. Doch mittlerweile ist Eile geboten, die Zeche zerfällt immer mehr. In den Achtzigerjahren befand sich die Kohlenkirche
noch in einem relativ guten Zustand und der damalige Wissenschaftsminister Johann-Tönjes Cassens hatte im Mai 1986 zugesagt, für die Sanierung 400.000 DM
zur Verfügung zu stellen. Doch weder die Stadt noch der Landkreis hatten damals das Angebot angenommen.
Sicherung der Kohlenkirche soll eine Million Euro kosten
Im Februar 2018 hatte sich die SPD/Grüne/FDP Gruppe des Finanzausschusses durchgesetzt, dass ein Gutachten über den Zustand der Zeche erstellt werden sollte. Das Gutachten wurde von der Firma shl ingenieure GmbH aus Hannover durchgeführt. Teilweise mussten Drohnen eingesetzt werden, weil man das Gebäude in manchen Bereichen nicht betreten konnte. Anfang des Jahres 2019 lag das Ergebnis vor und laut Berichten, soll die Sicherung eine Million Euro kosten. Diese Summe konnte die Stadt aber nicht aufbringen und die Verwaltung der Politik verwies das Vorhaben an die Schaumburger Landschaft, die sich nun für den Erhalt der Kohlenkirche einsetzen will. Doch kann die Dauerhaftigkeit des historischen Gebäudes nur dann erfolgen, wenn ein Konzept für eine reale Weiternutzung der Zeche ohne Folgekosten entwickelt wird, so der Vorsitzende Lemme der Schaumburger Landschaft. Erst dann könnte man für die Sanierung der Zeche an Land und Bund herantreten und noch weitere Investoren finden. Einige Investoren zeigten schon Interesse für das Überleben der Kohlenkirche. Im Juni 2019 gab Klaus-Henning Lemme bekannt, dass das Verwaltungsgebäude der Kohlenkirche wieder hergestellt werden soll und die Waschkaue konserviert werden könnte. Weiterhin konnte Lemme schon einige Interessenten für die Aufmerksamkeit des Projektes gewinnen. Auch die ansässigen Firmen stehen dem Aufbau positiv entgegen - sie könnten das sanierte Verwaltungsgebäude nutzen. Ein Treffen mit der Lenkungsgruppe hat ergeben, dass ein weiteres Gutachten erstellt werden soll, um eine präzise Geldsumme für die Instandsetzung zu nennen.
Eine Chance für die Kohlenkirche
Am 29.08.2019 besuchte der Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) die Kohlenkirche und war der Meinung, dass die Kohlenkirche eine Chance verdient. Björn Thümler sagte seine Unterstützung zum teilweisen Erhalt der Kohlenkirche zu, da die Zeche eine bauhistorische Besonderheit für Niedersachsen sei. Die anwesende Präsidentin vom Landesamt für Denkmalpflege Christina Krafczyk teilte mit, dass die Grundsubstanz des Gebäudes zwar gut ist, doch durch den jahrzehntelangen Verfall Eile geboten sei. Es müsse dringend eine Notsicherung erfolgen, da sonst die Kohlenkirche den nächsten Winter nicht überleben könnte. Die Kosten für die Sicherung belaufen sich auf 150.000 Euro. Herr Thümler möchte sich durch sein Ministerium um 50.000 Euro bemühen. Die dann noch fehlende Summe müsste durch weitere Investoren gefunden werden. Der Bundestagsabgeordnete Maik Beermann, bot ebenfalls seine finanzielle Hilfe durch den Bund an, da er in die Kohlenkirche verliebt sei. » » » siehe Presse
Die Kohlenkirche steht für unsere Kultur
Wenn man die Kohlenkirche besucht, ist der erste Eindruck vielleicht schockierend. Das Dach des Verwaltungsgebäudes ist am schlimmsten betroffen, da es an meisten Stellen schon eingebrochen ist. Die offene Stelle des Daches zieht sich noch bis in die Waschkaue hinein. Birken, die im Oktober 2019 entfernt wurden, hatten sich ihren Platz im Zechenhaus gesucht und zerstörten immer mehr das Gemäuer. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass das Anwesen schon über hundert Jahre dort steht. Trotzdem erkennt man ohne Zweifel noch das Charisma des Gebäudes. Die unglaublich schönen Verzierungen an den runden Holzfenstern, die Backsteinkunst, die kleinen Türmchen an der Waschkaue, die drei großen Türme mit Schieferplatten bedeckt, der Turm am Verwaltungsgebäude an dem noch die Uhren zu erkennen sind, ein optisch vorgesetzter Balkon über dem Eingang der Verwaltung ... all das spricht von hoher Kunst unserer Schaumburger Industriegeschichte.
Unser Dank gebührt den Bergarbeitern
Sind wir unserer Industriegeschichte nicht auch zu hohem Dank verpflichtet? Die Bergleute mussten damals sehr hart dafür arbeiten, dass die Menschen ein warmes Zuhause hatten. Der Arbeit der Bergmänner gebührt meinen Respekt, und auch aus diesem Grunde sollte die wertvolle Kohlenkirche in ihrer wahren Schönheit wieder auferstehen.